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Bewertung: 4.5 / 5.0

DROP DOWN GODS nennt sich ein Duo aus Graz, das mit "100 Reasons" nun seinen ersten Longplayer in Eigenregie herausbringt, und bei dem man sich echt nur wundern kann, warum hier noch keine Plattenfirma zugeschlagen hat. Die Band besitzt bereits jetzt eine Klasse, die von heimischen Gruppen nur ganz selten erreicht wird, da ihre Musik einfach zeitlos gut ist, und sich einen Dreck um gängige Trends schert. Ihren Stil haben sie einst "Industrial Grunge from Austria" getauft, doch auch wenn sie mittlerweile eher eine "Alternative-Progressive Rockband" sein mögen, bietet die ursprüngliche Bezeichnung immer noch eine passende Orientierungshilfe.

Dabei führt der treibende Beat am Anfang von "7 Children, a House, and a Tree" zunächst noch ein wenig in die Irre, da er einen recht heftigen Start vermuten lässt, ehe der harmonische Gesang den Song rasch in eine deutlich sanftere Richtung lenkt. Die Band scheint ohnehin gerne mit Erwartungshaltungen zu spielen, da sich die einzelnen Nummern selten so entwickeln, wie man es eigentlich erwarten würde. So wird aus einem zunächst unauffälligen Stück wie "Inside Out" ganz plötzlich ein richtiger Hit, oder aus dem melancholischen "Cannonball" ein verschrobener Rocker in der Tradition von FAILURE. Viele Songs mögen auf den ersten Blick nicht wirklich spektakulär erscheinen, aber sie alle gewinnen zusehends an Reiz, und entfalten mit der Zeit einen ganz eigenen Charme. "100 Reasons" gehört zu jenen seltenen Platten, die mit jedem Hördurchgang weiter wachsen, um sich schlussendlich zu etwas ganz Großem zu entwickeln. Hier macht selbst die beinahe vergessene Tradition des Hidden Tracks einen Sinn, und sei es nur zur gelungenen Unterstreichung des Plattentitels.

Die DROP DOWN GODS sind, so weit darf man sich ruhig aus dem Fenster lehnen, die neben SCREENA aktuell wohl interessanteste Band aus Österreich, und dabei haben die beiden Jungs noch nicht einmal einen Plattenvertrag. Leider scheinen nur noch kommerzielle Aspekte bei den Firmen zu zählen, denn würde es rein nach der Qualität ihrer Musik gehen, müssten die großen Labels den DROP DOWN GODS eigentlich längst die Türe einrennen.



DROP DOWN GODS ist ein Zwei-Mann-Projekt aus Graz in Österreich, hinter dem Wolfgang Csacsinovits (Vocals, Guitar, Bass & Sounds) sowie Bernhard Kern (Drums, Percussion, Bass, Vocals) stecken. Seit 2006 macht das Duo gemeinsam Musik und veröffentlicht nun das Full-Length-Debüt „100 Reasons“, welches komplett in Eigenregie entstanden ist. Auf dem Zettel haben DROP DOWN GODS Alternative Rock mit progressiven Einflüssen – ein Mix, mit dem die Kapelle eine breite Hörerschaft ansprechen dürfte. Mir war die Kapelle im vergangenen Jahr bereits als Trio mit der EP „Kamikaze Pilot“ positiv aufgefallen.

Damals betitelten sie ihren Sound noch als „Industrial Grunge from Austria“; davon ist bei den beiden verbliebenen Bandmitgliedern zwar keine Rede mehr, wesentliche Veränderungen im Stil hat’s jedoch nicht gegeben. Dagegen spricht auch nichts, weshalb es auch absolut legitim ist, dass es das rhythmusbetonte „Child“ und das knackige „The Holy Eyes“ vom Fünftracker auf die Langrille geschafft haben. Hört man allerdings die ersten Akkorde des Openers „7 Children, A House, And A Tree“ könnte man annehmen, es mit einer Techno-Scheibe zu tun zu haben. Dieser Eindruck legt sich alsbald und stattdessen überwiegen treibende Alternative-Klänge, die beim sich anschließenden „Hollow“ etwas reduzierter ausfallen. Die „Generation X“ präsentiert sich auf ähnliche Weise, bevor „Inside Out“ gleichsam beschwingt und melancholisch nach vorn prescht. Schwere Gitarrengewitter gehen beim psychedelisch angehauchten „Knowing Nothing“ runter- mein Favorit, gefolgt von „Holy Eyes“, aber auch das frickelige „Cannonball“ kann in Slow Motion punkten. „Bodyfeeling“ zeigt sich einmal mehr mit einem mysteriösen Unterton, ehe „Fall Apart“ einen sehr agilen und tanzbaren Schlusspunkt setzt.

Wenn sich nach „100 Reasons“ immer noch keine Plattenfirma für die Ösis interessiert, ist der Musikindustrie vermutlich nicht mehr zu helfen. Zumindest die rockorientierten A&Rs sollten sich den DROP DOWN GODS-Silberling einmal zu Gemüte führen – und natürlich die geneigte Terrorgemeinde.